Jef Van Aerde besitzt das drittälteste jemals gebaute Eddy Merckx-Rad: „Dieses Rad hat die Welt gesehen“
Jefs Haus in Sint-Antonius (Zoersel) atmet Radsport. Wollene Radtrikots quellen fast aus dem Schrank, das Auto ist zwischen Waschmaschine und drei Fahrrädern eingeparkt, und ein Archivfoto seines Enkels Brent – ein äußerst talentierter Jugendfahrer – prangt an der Wand. Die Ali-Baba-Höhle jedoch befindet sich im Gartenhaus, wo Jef stolz die Tür öffnet. Die Wintersonne fällt auf drei alte Eddy-Merckx-Räder, darunter das berühmte „Corsa“ von 1980.
"Der Radsportclub des Möbelgiganten Karel Mintjens bestand aus dem, was wir damals 'Berufstouristen' nannten. Wann immer wir konnten, gingen wir auf Tour. Eddy hatte gerade erst mit dem Rennsport aufgehört und fuhr oft mit. Nach Jahren harter Arbeit von Frans für den Kannibalen waren sie enge Freunde geworden. Das waren goldene Zeiten, in denen wir viel radelten und noch mehr Streiche machten. Wir lernten Eddy als jemanden kennen, der auch gerne mal einen Spaß machte."
250.000 Kilometer
Jefs Corsa hat viele Eigenschaften, die die Marke groß machen würden. „Die Rohre sind aus Columbus, genau wie die Stahlräder von heute. Damals arbeitete Eddy noch in der Fabrik in seinem Haus in Sint-Brixius-Rode. Später sollte er ein neues Zuhause finden. Eddy signierte auch jedes Fahrrad; Sie können diese Unterschrift oben an der Hinterradgabel sehen. Er kam, um die Räder offiziell zu übergeben, was immer noch eine Ehre für unseren Radsportverein ist.
Jefs Stahlross hat viele Änderungen erfahren, um fahrbar zu bleiben. „Früher liefen die Kabel über das Oberrohr, später wurden sie integriert. Außerdem habe ich einen Fahrradcomputer eingebaut, und die Pedale sind noch von der ersten Generation von Look, die damals von Bernard Hinault selbst bei der Tour de France eingeführt wurde. Ich bin dieses Fahrrad 10 bis 15 Jahre lang gefahren. Und jedes Jahr habe ich mindestens 25.000 Kilometer zurückgelegt. Ich war selbständiger Handelsvertreter und brauchte jeden Tag eine lange Fahrt, um 'frisch im Kopf' zu bleiben.“
Verpasste Profikarriere
Der Kannibale ging regelmäßig mit ihm auf Reisen. „Ich erinnere mich besonders an sein großes Engagement für seine Fahrradmarke. Er sah diese Fahrräder wirklich als seine Kinder an. Als wir einmal auf dem Flughafen in Hamburg sahen, wie Fahrräder vom Reifen fielen, griff er sofort ein. Der Verantwortliche wurde sogar aus dem Flugzeug gezerrt und musste uns versichern, dass jedes Fahrrad in einwandfreiem Zustand am Ziel ankommen würde.“
34 Jahre lang arbeitete Jef als Handelsvertreter. „Ich kümmerte mich um die Verpackung und arbeitete auch bei Eddy Merckx Bikes, das später von Jochim Aerts von Ridley übernommen wurde, auf diese Weise. In der Fabrik nennen mich alle 'Jef Karton'. Ich bin dort immer noch ein vertrautes Gesicht, und wenn mein Sammlerstück eines Tages einen anderen Ort sucht, ist die Fabrik in Paal der einzig richtige Ort. In meinem Arbeitsleben habe ich 17 Autos verschlissen. Aber meine eigentliche Leidenschaft war immer das Fahrrad.“
„Oft wurde ich als Begleiter für Radtouren herangezogen. Unter anderem mit Martini Racing, aber auch mit zahlreichen prominenten Leuten. Rallyefahrer Jacky Ickx, der niederländische Ministerpräsident Dries van Agt, Premierminister Guy Verhofstadt, sie alle waren dabei. Jetzt, Jahre später, kann ich verraten, dass ich sie regelmäßig über die kniffligen Passagen geschoben habe.“
An den Toren des Himmels
Dank des Kardiologen Johan Van Lierde in Genk erholte sich Jef wie durch ein Wunder. „Das habe ich auch Eddy zu verdanken, denn er kannte den Arzt noch aus seiner Rennfahrerzeit. Ab und zu treffe ich den Großmeister wieder. Das letzte Mal beim Radrennen in Herentals. Plötzlich stupste er mich in den Rücken: „Hey, Kleiner!“ Dann musste ich ihm etwas Kleingeld leihen, um die sanitären Anlagen zu bezahlen. Eddy ist immer der Anführer geblieben.“
Heute verpasst Jef keine einzige Minute des Rennens im Fernsehen. „Ich überfliege sowieso jeden Kanal, um so viel wie möglich von den Rennen zu sehen. Mein Cousin Jan De Bie versorgt mich mit allen Informationen über die Strecke und ich schneide die Ergebnisse aus der Zeitung aus, um sie meiner Rennmappe hinzuzufügen. Natürlich habe ich jetzt auch mehr Zeit für meine Frau, meine Tochter und meine drei Enkelkinder. Mein Enkel Brent könnte mein Talent haben, man sagt ja immer, dass die Vererbung eine Generation überspringt. Er ist jetzt im Notariat tätig und macht seine Sache sehr gut.“
Bei einer Spekulatius und einer Tasse Kaffee erzählte Jef seine Lebensgeschichte. „Männer, ihr könnt euch gar nicht vorstellen, was ich alles mit diesen Radsportfreunden erlebt habe“, grinst er. „Und das sind nur die Geschichten, die ich hier erzählen darf. Und dieses Fahrrad hat schon alles mitgemacht, hm.“ An Jefs Geschichten ist noch kein Rost zu sehen, auch nicht am ältesten lebenden Eddy Merckx. Die Poesie des Radsports ist in den Stahl des Größten von allen gemeißelt.